Der letzte Gast

DE 2004
Regie: Mario Schneider
70 Min.

Am 2. Oktober Gespräch mit Regisseur Mario Schneider

Karl ist 65 Jahre alt. Vor 35 Jahren hat er die älteste Kneipe „Am Stadion“ in Halle von seinem Vater übernommen. 1907 hatte sie sein Urgroßvater eröffnet. Am 30. Dezember 2004 musste Karl nach fast 100 Jahren schließen. Der Film begleitet ihn und seine Stammgäste in der letzten Woche vor der Schließung. Es ist eine emotionale Reise in den Mikrokosmos einer eingeschworenen Gemeinschaft. Karlis Kneipe war für seine Gäste ein Wohnzimmer, ein Fluchtpunkt, eine „Oase“. Es klingen Lieder und Trinksprüche, Geschichten werden erzählt, lustige und erschreckende, es wird gestritten, Billard und Skat gespielt, es fließen Bier und Tränen. Und als der letzte Gast das Lokal verlässt, steht Karl hinter dem Tresen und spült mit zittriger Hand das letzte Glas. Mario Schneider, Regisseur von preisgekrönten Filmen wie „UTA“ oder der Mansfeld Trilogie, entführt mit seinem zweiten Film den Zuschauer in eine Welt, die vom Aussterben bedroht ist, die Stammkneipe. Schneider erzählt unkommentiert. Er bleibt dicht an den Protagonisten, was den Zuschauer selbst zum Gast in Karlis Kneipe werden lässt. Der Film wurde vor beinahe zwanzig Jahren gedreht, und was ursprünglich vom Regisseur nur als Kameraübung geplant war, ist nun das Dokument einer untergegangenen, kleinen Welt.