John Zorn I, II, III
FR 2010-2022
Regie: Mathieu Amalric
113 Min.
Reihe Musikfilme - Filme über Musik
mit Musikjournalist Ulrich Steinmetzger.
Seit 2010 filmt Mathieu Amalric allein mit Kamera und Mikrofonen den New Yorker Musiker John Zorn.
Saxophonist, Komponist, Improvisator, undefinierbarer Entdecker, von Jazz bis Streichquartett, von Noise bis Klezmer, von Easy Listening bis Kirchenorgel, Cartoon, elektrischer Oud, Opernsopran oder Frauenchor, Zorn begibt sich auf eine endlose musikalische Reise... ( ein Zorn IV ist im Werden). Drei Filme mit bewusst unterschiedlichen Prismen, mit ihren Konstellationen aus Musikern, Freundschaften, Arbeit und Klangenergien.
Dies ist das erste Mal, dass die Filme außerhalb von Zorns Konzerten gemeinsam im Kino gezeigt werden.
ZORN I (2010-2016)
Der französische Filmstar Mathieu Amalric lernte den New Yorker Komponisten und Lärmpapst John Zorn 2008 bei einergemeinsamen Arbeit kennen. Daraus entwickelte sich ein Langzeit-Dokumentationsprojekt, bei dem ein musikalisches Phänomen nicht erklärt, sondern in seiner Komplexität ausgefaltet wird: Amalric filmt den Ikonoklasten Zorn auf und hinter der Bühne, in wilder Aktion mit kreischendem Saxophon oder mit konzentrierten Handzeichen ein Klangchaos ordnend. Mal crazy lachend, dann in kontemplativer Versenkung den zarten Streicherklängen von Kollegenhinterherhörend. John Zorn – mad genius. Besser kann man den Wahnsinn mit Methode nicht einfangen.
ZORN II (2016-2018)
Teil 2 der Langzeitbeobachtung von John Zorns Arbeit durch Mathieu Amalric variiert den Ansatz: Hier wird nicht mehr abrupt zwischen Stilen, Musikern und unterschiedlichen Projekten hin- und hergeschaltet, wie es auch der Cut-up-Ästhetik des New Yorker Komponisten entspräche. Stattdessen gibt es längere Konzertsequenzen, ausführliches Backstage-Geplauder und die Möglichkeit, John Zorn zu beobachten, wie er Witze reißt und sich ins Orgelspiel versenkt. Neu sind auch Textinserts, die den holistischen Charakter des ganzen Projektes betonen. „Es geht nicht nur um Musik“, heißt es da, „sondern um alle Gefühle, die man in einem menschlichen Wesen finden kann.“
ZORN III (2018-2022)
Der vorerst letzte Teil der Dokumentation reduziert die Panoramaschwenks über die wunderbare Klangwelt des John Zorn. Stattdessen fokussiert Regisseur Amalric im Close-up auf die Schwierigkeiten, die das Erarbeiten dieser komplexen Musik mit sich bringt. Im Zentrum steht ein quälender Probeprozess, in dem die Sopranistin Barbara Hannigan sich im intensiven Dialog mit dem Komponisten abmüht, das Stück „Jumalatteret“ nicht nur korrekt abzusingen, sondern die Partitur zum Leben zu erwecken. So entsteht akustische Magie zwischen Zweifel und Ekstase. Musik als asiatische Kampfkunst, bei der zuerst einmal die Angst besiegt werden muss, um die Klänge zum Fliegen zu bringen.
„Mit großer Bescheidenheit und absoluter Meisterschaft präsentiert sich diese Trilogie als Musterbeispiel für Musikdokumentationen.“ Les fiches de cinéma
Für diesen Film sind zur Zeit keine Vorführungen geplant.