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Trailer zum Film: Insel der Schwäne © DEFA Stiftung

Insel der Schwäne

DDR 1983
Regie: Herrmann Zschoche
mit: Axel Bunke, Sven Martinek, Britt Baumann, Kerstin Reiseck, Christian Grashof, Ursula Werner, Dietrich Körner, Monika Lennartz, Ruth Kommerell, Heidemarie Wenzel,
89 Min.

Filmreihe: DDR - Literatur - Film

Der vierzehnjährige Stefan Kolbe muss sein idyllisches Dorf verlassen, weil sein Vater in Berlin arbeitet, folgt ihm die Familie. Im Neubaugebiet Marzahn erwarten den Jungen nicht nur Baugruben und unfertige Spielplätze, sondern er muss sich auch mit einer Bande von gewaltbereiten Jugendlichen auseinandersetzen. Stefan steht seinem schwächeren Freund Hubert bei, der wegen ständiger Demütigungen zu resignieren droht. Er erlebt Eltern, die sich um nichts kümmern, einen Hausmeister, der den “Ordnungssinn” der Rowdys für seine Machtstellung ausnutzt, und schwache Lehrer. Im Rohbau eines Hauses kommt es zwischen Stefan und Windjacke, dem Anführer der Bande, zum Showdown. Der Film nach dem Roman von Benno Pludra (1925-2014) wurde zwei Jahre lang heftig bekämpft. Vor der Uraufführung des Films musste der tragische Schluss geschnitten werden. Und nach der Premiere wurden Drehbuchautor Ulrich Plenzdorf und Regisseur Herrmann Zschoche einer falschen Sicht auf die sozialistische Wirklichkeit bezichtigt. Die Kritik an Lebensumständen in einem Berliner Neubauviertel, vor allem die Revolte der Kinder und Jugendlichen gegen unsinnige Entscheidungen der Erwachsenen galt Hardlinern als Angriff auf die Wohnungsbaupolitik der SED. Gleichzeitig verstörte die Form eines Westerns, die politisch als fragwürdig angesehen wurde.

Gegenwartsliteratur in der DDR unterhielt ein enges Verhältnis zum Film. Die Liste der Bücher, die verfilmt wurden, ist lang. Einige haben wie Neutschs/Beyers "Spur der Steine" oder Becker/Beyers "Jakob der Lügner" Geschichte gemacht. Oft haben die Filme entscheidend zur Bekanntheit der Bücher beigetragen. Einige Autor:innen waren verärgert, über die filmische Umsetzung ihrer Bücher, einige Filme wurden ausgesprochen kritisch aufgenommen. Immer waren es Reflexionen des Zustandes der DDR, Erkundungen der Gegenwart in der medialen Doppelbelichtung. Studierende der Universität Halle arbeiten ein Semester lang über diese Verfilmungen. Drei der Filme werden im Puschkino gezeigt und dort mit den Studierenden, dem Filmkurator Paul-Werner Wagner und dem Publikum diskutiert.
Eine Veranstaltung der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt.
Keine Reservierung möglich. Der Eintritt ist frei.

Für diesen Film sind zur Zeit keine Vorführungen geplant.